Texturen Teil 4 - Lichteffekte

"Leuchtende" Texturen - Grundlagen für Partikel und Effekte. Das Leuchten ist natürlich eine Illusion, nichts kann weißer als das Monitor-Weiß (RGB 1,1,1) werden. Die Illusion wird durch stark gesättigte Farben, weiße "Überbelichtung" im Zentrum und den richtigen Verlauf zum schwarzen Hintergrund erreicht.

Man kann sich beliebig viele Muster zum Einfärben ausdenken, die folgenden sind nur eine winzige Auswahl aller Möglichkeiten. Wichtig ist für die volle Farbwirkung pures Weiß für die hellsten Stellen und ein verlaufender Übergang zu sattem Schwarz als Hintergrund. Mit Bild - Einstellen - Auto-Tonwertkorrektur kann man ein Graustufenbild automatisch so einstellen, dass es reines Weiß und Schwarz enthält.

Allen Mustern gemein ist, dass sie schwarz/weiß entworfen und erst am Ende eingefärbt werden.

Möchte man mehrere Muster kombinieren, fügt man diese als neue Ebenen mit der Option negativ multiplizieren ein.

Partikel

Um Partikel für eine Partikelengine zu erstellen, ist vielleicht folgender Einstieg nicht schlecht:

Auf schwarzen Hintergrund wird einfach mit dem Pinselwerkzeug und einer weichen Werkzeugspitze ein weißer Punkt gesetzt.

Freies Skalieren des Punktes (in X-Richtung strecken, in Y-Richtung stauchen) führt zu einem Leuchtstreifen.

Um einen Leuchtpunkt mit Blendstrahlen zu kreieren, werden zwei Leuchtstreifen jeweils um 45 Grad gedreht auf einer neuen Ebene (Ebenenoption negativ multiplizieren) zentriert eingesetzt. Am Ende wird in der Mitte ein etwas größerer Punkt mit weicher Werkzeugspitze gesetzt.

Erst am Ende kommt das Einfärben: Bild - Einstellen - Farbton/Sättingung, Farbton beliebig, Sättigung in diesem Fall ca. 50, Helligkeit 0 (Option kolorieren).

 

 

Blitze und Lichtbögen

Elektrische Entladungen wie Blitze oder Lichtbögen kann man entweder grob vorzeichnen, dann verzerren, weichzeichnen, Kontrast erhöhen usw... Und dann doch nicht mit dem Ergebnis zufrieden sein. Oder man greift in die Trickkiste und lässt Photoshop eine zufällige Form generieren:

In ein neues Dokument wird folgendermaßen ein schwarz/weißer Verlauf eingefügt: mit dem Verlaufswerkzeug im linken Drittel klicken, bis ins rechte Drittel ziehen und loslassen. Der Übergang von Weiß nach Schwarz findet somit nur im mittleren Drittel statt. Je breiter dieser Übergang, desto breiter wird der spätere Blitz sein. Natürlich kann man auch mit anderen Formen experimentieren. Ein kreisförmiger Verlauf ergibt z.B. eine ringförmige Entladung.

Nach dem Verlauf Filter - Rendering Filter - Differenz-Wolken aufrufen, dann Bild - Einstellen - Umkehren. Jetzt kann man schon die ungefähre Form des Blitzes erahnen. Bild - Einstellen - Tonwertkorrektur, im Dialog den mittleren grauen Reiter ganz nach rechts schieben. Die gemusterten Stellen sollten nun ins Schwarz verschwinden, nur der Blitz selbst bleibt noch stehen. Eventuell übriggebliebene Wölkchen können von Hand mit schwarzer Airbrush übermalt werden, falls diese stören.

Zum Einfärben wurde hier mit den Werten Farbton 266, Sättigung 52, Helligkeit 0 gearbeitet.

Man kann auch wunderbar mehrere verschiedene Lichtbögen in einer Textur kombinieren.

 

 

Feuer

Zuerst brauchen wir eine Struktur, die nach Feuer aussieht. Erreicht werden kann dies durch verschiedene Techniken. Ich stelle hier folgende vor:

Begonnen wird mit schwarz-weißen Wolken, die um 200% vertikal skaliert werden. Damit später der volle Farbumfang für das Einfärben zur Verfügung steht, wird Bild - einstellen - Auto Tonwertkorrektur angewandt.

Auf einer neuen Ebene wird ein Verlauf von schwarz (oben) nach weiß (unten) eingefügt und als Ebenenoption Multiplizieren eingestellt. Der Verlauf kann nun noch beliebig mit Airbrush verändert werden, die Wolkenebene dagegen sollte unangetastet bleiben. Dann alles auf die Hintergrundebene reduzieren.

Aber das Wichtigste fehlt noch: die Farbe! Einfaches Einfärben bringt hier nicht den gewünschten Effekt. Die Lösung liegt im Färben mit 2 verschiedenen Farben:

 

 

Feuerfarben

Diese Prozedur eignet sich für alle schwarzweißen Strukturen, die zweifarbig leuchten sollen, wie z.B. Feuer (Rot/Gelb). Vorher sollte auf jeden Fall Auto-Tonwertkorrektur auf das Schwarzweißbild angewendet werden (s.o.). Die Einfärbung geschieht in zwei Schritten, deshalb wird die Ebene zuerst dupliziert. Da Gelb nur in den hellsten Bereichen auftreten soll, wird die Gradationskurve (Bild - Einstellen - Gradationskurve) in dieser neuen Ebene etwas nach unten gezogen, bis das Bild insgesamt dunkler wird, weiß aber weiß bleibt:

Danach Bild - Einstellen - Farbton/Sättingung mit den Werten Farbton 60, Sättigung 90, Helligkeit -5 (kolorieren). Diese Ebene wird im Ebenen-Popup noch zum negativ Multiplizieren eingestellt.

Die untere Ebene wird mit der Gradationskurve etwas aufgehellt, schwarz muss dabei schwarz bleiben:

Analog zu gelb wird nun rot eingefärbt: Farbton 0, Sättigung 80, Helligkeit -50. Danach alles auf die Hintergrundebene reduzieren:

Der Vorgang mit den Gradationskurven ist nicht der einzige, aber ein gut nachvollziehbarer Weg, um mehrfarbig zu färben. In den neueren Photoshop-Versionen existieren hierzu bessere Werkzeuge.

 

 

Feuerball

Der folgende Feuerball wurde genauso wie Feuer realisiert. Nur wurden die Wolken nicht skaliert. Außerdem wurde statt dem linearen ein kreisförmiger Verlauf, Mitte weiß, außen schwarz, angelegt.

 

 

Strahlenblitz

Auf schwarzen Hintergrund wird ein Verlauf von links (weiß) bis zum ersten Drittel (schwarz) eingefügt. Dann Filter - Stilisierungsfilter - Windeffekt mit den Parametern "Wind" und "rechts". Die gesamte rechte Bildkante sollte schwarz sein (kein weißer Strahl trifft den Bildrand), sonst wird der Kranz später abgeschnitten. Falls dies der Fall ist, von vorn beginnen mit einem kürzeren Verlauf.

Das Bild wird um 90 Grad nach rechts gedreht, sodass der weiße "Strahlenkamm" an der oberen Bildkante ist. Mit Filter - Verzerrungsfilter - Polarkoordinaten, rechteckig -> polar, wird der Kamm zu einem Strahlenkranz gebogen. Bild - Einfärben - Farbton/Sättigung mit den Werten Farbton 230, Sättigung 56, Helligkeit 0 (kolorieren) führt zum obigen Ergebnis.

 

 

Partikelexplosion

Dies ist ein sehr flexibler Effekt. Diesmal darf sogar gezeichnet werden. Angefangen wird z.B. mit sprenkelnder Airbrush (weiß) auf schwarzem Grund. Die Mitte sollte möglichst deckend weiß sein, am Rand des Bildes dagegen nur vereinzelte weiße Pixel auftauchen. Evtl. sollte man mit schwarzem Sprenkeln den Rand etwas zurücknehmen. Anschließend lassen sich z.B. mit einem kleinen weichen Pinsel einzelne größere Partikel rundherum einsetzen, bis es etwa wie das folgende Bild aussieht:

Natürlich kann man noch viel mehr ausprobieren (weichzeichnen, größere Brocken, unregelmäßig geformte Explosion,...), aber zu Demozwecken soll das hier reichen.

Nun kommt der eigentliche Effekt. Eigentlich müsste er nicht "Explodieren" sondern "zentrierte Leuchtspuren" heißen, denn die Partikel bleiben wo sie sind. Es werden lediglich Leuchtspuren in Richtung Zentrum gezeichnet.

Zuerst wird der Arbeitsbereich auf die doppelte Größe gebracht, das verhindert Störungen am Rand beim folgenden Vorgang. Hintergrundfarbe auf Schwarz setzen sichert einen schwarzen Hintergrund beim Vergrößern. Bild - Arbeitsfläche, in unserem Fall 512x512 Pixel einstellen. Filter - Verzerrungsfilter - Polarkoordinaten, polar -> rechteckig, anschließend Bild um 90 Grad nach links drehen. Nun Filter - Stilisierungsfilter - Windeffekt, Wind, Richtung links, zweimal hintereinander anwenden, das erzeugt unsere Leuchtspuren. Nun geht es wieder zurück: Bild 90 Grad nach rechts drehen, Filter - Verzerrungsfilter - Polarkoordinaten, rechteckig -> polar und am Ende die Arbeitsfläche wieder auf 256x256 Pixel verkleinern.

Danach kann wieder eingefärbt werden, z.B. mit den Feuerfarben:

Natürlich könnte man auch bei diesem Effekt über Wolken, Störungen etc. ein Muster vorgeben. Aber gerade hier macht das Experimentieren mit eigenen Zeichnungen am meisten Spaß.

 

 

Die richtige Farbwahl

Die weiteren Farbtips sollen, wie der Name schon sagt, nur als Tips verstanden werden. Sie basieren weniger auf chemischen oder physikalischen Grundlagen, sondern mehr auf Assoziationen.

Für Laser, die ja eine bestimmte Lichtfarbe haben, wird gern reines rot, grün oder blau benutzt, ohne mit anderen Farben (wie z.B. Rot/Gelb bei Feuer) zu mischen. Nur weiß darf in der Mitte auftreten.

Für Plasma (Sterne, Explosionen, Feuer, Blitze) steht rot für die tiefsten, gelb und weiß für mittlere und blau für die höchsten Temperaturen (Physiker kennen das unter Farbtemperatur). Assoziativ gesehen sind Weiß und Blau aber eher kühlere Farben. Unser Weiß in den Bildern hat in erster Linie mit Überbelichtung an den dichtesten Stellen, nicht mit der Farbtemperatur zu tun.

Blau/Violett bis Blau/Türkis wird auch gern im Zusammenhang mit elektrischer Entladung benutzt (z.B. Lichtbögen).

Rot/Gelb wird eindeutig mit Feuer in Verbindung gebracht, Grün/Gelb symbolisiert eher giftige chemische Verbrennungen.

Alle Farben sollten für optimale Leuchtkraft gut gesättigt (min. 50) sein. Jedoch sollte das Bild dabei nicht zu sehr an Struktur verlieren.

Wichtig ist auch, dass sich nur die äußerste Farbe mit Schwarz mischt (im Strahlenkranz z.B. Blau, im Feuer Rot). Sonst wirkt das Objekt nicht mehr leuchtend.

 

 

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